Bonsaipflege - Baumbeschaffung

Prebonsai Konifere

Prebonsai Laubbaum

Baumschulpflanze Ahorn

Abmoosen

Propfen/Veredeln

Yamadori

Theorieschulung – Baumbeschaffung

 (Autor Wolfgang Stuchly)


Je nachdem welche Ziele man verfolgt und welche zeitlichen und finanziellen Rahmenbedingungen man hat,
gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie man zu einem Bonsai kommt.


Einen „fertigen“ Bonsai kaufen

  • Vorteil: Man sieht was man hat / verliert keine Zeit / muss nur in die Erhaltung investieren / keine gestalterischen Fähigkeiten benötigt.

  • Nachteil: Alles eine Frage des Preises / ein hoher Preis bedeutet nicht auch hohe Qualität – da muss man schon genau hinschauen / der Spassfaktor hält sich in Grenzen.

Einen „Prebonsai“ kaufen

  • Vorteil: Relativ schnell kann man gute Ergebnisse erhalten.

  • Nachteil: Man muss nehmen was man bekommt und kann die spätere Form nicht massgeblich beeinflussen.

Gartencenter / Baumschulpflanze

Was auch immer das auch heissen mag. Das ist kein geschützter Begriff und kann von Top-Rohware die gut vorgestaltet ist bis zu einem dünnen Steckling alles mögliche sein. Eine gute und relativ preisgünstige Möglichkeit. In den meisten Baumschulen und Gartencentern hat es in der Regel eine grosse Anzahl Varietäten und Grössen zur Auswahl.

  • Vorteil: Gute Wurzelballen / Unproblematische Handhabung beim umtopfen und gestalten.

  • Nachteil: Auch hier muss man genau hinsehen – unschöne Propfstellen, wo sind die Wurzeln, wie ist der Stamm und die Äste geformt.

Steckling

  • Vorteil: Dieselben genetischen Eigenschaften wie die Mutterpflanze / einfach zu beschaffen / in der Regel gratis

  • Nachteil: Gelingt bei einigen Arten nur schwer / kann lange dauern

Abmoosen

  • Vorteil: Dieselben genetischen Eigenschaften wie die Mutterpflanze / Man erhält in relativ kurzer Zeit einen Bonsai.

  • Nachteil: Gelingt bei einigen Arten nur schwer / braucht etwas Erfahrung / man benötigt eine „Mutterpflanze“

Propfen / Veredeln

  • Vorteil: Die optimale Unterlage und das optimale Pfropfreis ergeben ein vorhersehbares Ergebnis / man kann aus einem mittelmässigen Bonsai ein Superteil machen.

  • Nachteil: Braucht etwas Übung / man benötigt Unterlage und Propfreis.

Yamadori

  • Vorteil: Charakterstarke Bonsai mit hoher Reife

  • Nachteil: Hohes Risiko eines Fehlschlags / kann lange dauern bis man ein gutes Ergebnis hat / braucht viel Erfahrung, gestalterische Fähigkeiten und zum Teil ausgefeilte Technik.

Tauschen

Ja, auch das ist eine hervorragende Möglichkeit um seine Sammlung mit neuen Teilen aufzupimpen. Vor- und Nachteile liegen auf der Hand.

Bonsai aus Samen selbst gezogen

  • VorteiI: Man kann von Anfang an bestimmen, wie der Bonsai gestaltet wird / kann eine tolle Erfahrung sein, einen Bonsai „vom ersten Tag“ an zu begleiten.

  • Nachteil: Zeitfaktor / gelingt längst nicht immer (Ausfallquote) / Um Blüten und Früchte zu erhalten, kann es bei manchen Arten (Glyzine, Malus) bis zu 20 Jahre dauern / da Samen ein Produkt aus zwei genetisch verschiedenen Individuen sind, ist das Ergebnis nicht immer vorhersehbar (Blattfarbe, Blattgrösse, Blühfreudigkeit etc).


Ein paar wichtige Punkte bei der Beurteilung eines potentiellen Kandidaten:

  • Es braucht eigentlich nur EINEN guten Grund um eine Pflanze als zukünftigen Bonsai auszuwählen. Das kann ein gut geformter Stamm sein tolles Shari, eine schöne Blüte, ein üppiger Fruchtbestand, oder sonst ein Fokuspunkt der diese Pflanze einzigartig macht. Bei der Gestaltung gilt es dann dieses Element hervorzuheben und in das zukünftige Design einzufügen.

  • Alle Faktoren die nicht oder nur schwer zu ändern sind (Wurzelansatz, Stamm) müssen „gut“ sein.

  • Die Art als solches muss geeignet sein (Klimatische Bedingungen, Physiologie, Blattgrösse)

  • Pflanzen mit groben Fehlern diese nur schwer oder gar nicht behoben werden können, wie unschöne Pfropfstellen, inversive Verjüngung, natürliche Form etc. sollten gemieden werden.

  • Die Zweige sind zwar auf den ersten Blick wichtig für das Gesamtbild, aber mit etwas Erfahrung, der richtigen Technik und Zeit kann man die komplette Krone neu aufbauen bez. ersetzen. Also sind Primäräste zwar wichtig, aber nicht entscheidend. Sekundär- und tertiäre Äste sind für einen Entscheid überhaupt nicht relevant, wenn man etwas Zeit hat. 3-5 Jahre genügen um bei einem Laubbaum alles neu zu sortieren. Bei einer Konifere ist man je nach Art, Zustand und Grösse in 5-10 Jahren soweit.

Der Kauf eines Bonsai ist Vertrauenssache

  • Wir wissen alle, dass es einiges an Zeit und Mühe kostet, eine Pflanze soweit zu bringen bis sie halbwegs gut aussieht. Ein gut entwickelter Bonsai kann ganz schöne in das Geld gehen. Deshalb lohnt es sich hier vorsichtig zu sein. Wenn man den Verkäufer wirklich gut kennt, mag man ihm vielleicht alles glauben was er so erzählt…..! Wenn ich ihn nicht sehr gut kenne, schaue ich mir den Baum genau an. (Ich persönlich würde nie einen Bonsai im Internet bestellen!)

  • Wenn möglich den Verkäufer bitten, ob man ihn aus der Schale nehmen kann um den Wurzelballen zu inspizieren. Ansonsten mal etwas Substrat von der Oberfläche kratzen und daran riechen. Optimalerweise sollte es nach Waldboden, Pilzen oder einfach nach gar nichts riechen. Auf keinen Fall aber stechend, faulig oder modrig.

  • Wie sieht das Substrat aus: Zusammensetzung? Verdichtet? Superlocker? Unkraut? (Achtung, Lebermoos deutet auf Staunässe hin)

  • Ist der Baum ordentlich befestigt?

  • Ist es gut eingewachsen oder macht es den Eindruck, dass er gerade erst eingetopft wurde?

  • Sieht der Baum gesund aus? Blatt / Nadelfarbe, Pilze, Ungeziefer, morsche / faulige/ nasse Teile, dichter Bewuchs von Flechten und Moos am Baum, Verfärbungen am Stamm oder Ästen, etc?


Wolfgang Stuchly (Bonsaiwichtel), November 2018


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