Bonsaipflege - Gestaltung

Potential erkennen

Stilformen

Gestaltung Ahorn

Gestaltung Yamadori

Theorieschulung – Grundlagen zur Gestaltung

(Autor Wolfgang Stuchly)


Das wichtigste ist das Potenzial des Baumes erkennen. Welches ist die schönste Seite von meinem Baum. Dazu das

Nebari und den Stammverlauf begutachten und entsprechend die "Vorderseite" bestimmen. Anschliessend die gewünschte Stilform / Kronenform festlegen. Idealerweise fertigt man erst eine Skizze der gewünschten Baumform an. So hast du die Zielgestaltung stets vor Augen.


Nun kann es Losgehen mit schneiden, drahten und formen! Wir gehen davon aus, das wir bereits abgeklärt haben ob der Baum überhaupt als Bonsai geeignet ist und wir genügend Erfahrung und Zeit haben den Baum längerfristig am leben zu erhalten um das Projekt erfolgreich zu Ende zu bringen. Dazu gehört einiges an Fachwissen über Düngen, Substrat, Wässern, Umtopfen, Überwintern, Pflanzen und so weiter. Wenn wir dieses und noch mehr, quasi aus dem Ärmel schütteln können, können wir ja fröhlich mit der Arbeit beginnen.

Aber .....Halt! ..... so einfach ist es dann doch nicht. Bevor wir mit der Gestaltung anfangen, egal ob Additions oder Subtraktionsmethode oder eine Kombination der beiden angewendet wird müssen ein paar grundlegende Fragen geklärt sein.


  • Auf welchem Level möchte ich den Baum gestaltet haben?
a: "mir gefällt er aber"

b: "ich möchte einen netten Bonsai"

c: "ich will einen guten Bonsai"

d: "den Baum auf einer Ausstellung zeigen"

e: "einen Siegerbaum"


  • Welcher Art gehört der Baum an?
Das ist insofern entscheidend da nicht jeder Baum für jede Gestaltungsform geeignet ist. Ein Ginko als Kaskade sieht wohl ziemlich komisch aus und eine aufrechte Weide macht auch nicht viel Sinn.



  • Ist die gegebene Form auch mit meinem Vorhaben vereinbar?
Wenn es nicht gerade ein Bleistift dünnes Stämmchen ist, kann ich aus einer Krücke keine Kerze machen.


  • Was soll der Baum darstellen?
Auch wenn es sich um die selbe Art handelt. Ein Baum im Hochgebirge wächst anders als einer auf einer

saftigen Wiese oder mitten im Wald.


  • Welche Ziele möchte ich erreichen?
Soll es eine natürliche Gestaltung werden oder möchte ich eine klassische Gestaltung erreichen?

  • In welchem Zeitrahmen möchte ich den Baum gestalten!
Hier gilt: Schnelle Gestaltung - grosse Schnittwunden, nicht so gutes Endprodukt. Langsame Gestaltung - kleine Schnittwunden - besseres Endprodukt.


  • Welche Möglichkeiten habe ich zur Verfügung?
Besonders bei der Materialentwicklung. Kann ich den Baum ins Freiland Pflanzen?


Wichtig ist, Bäume in der Natur zu studieren. Ein Foto in schwarz/weiss ausgedruckt ist für die Analyse sehr hilfreich, da hier die 3. Dimension ausgeschaltet ist und die Farben nicht vom wesentlichen ablenken. Das schärft die Sinne dafür wie die Bäume eigentlich aussehen und wirkt als Antipode zum Schubladendenken wie ein Baum "nach lehrbuch" auszusehen hat.Ich will den regeln aus Lehrbüchern auf keinen Fall widersprechen, gerade für Anfänger ist es wichtig zu kennen, damit man eine gewisse Basis und Leitplanken hat.

Wir sind uns wohl einig, dass ein Baum grundsätzlich aus folgenden Komponenten besteht:

Wurzeln, Oberflächenwurzeln, Stamm, Äste, Zweige und Laub.

Unterirdische Wurzeln:

Diese sollten möglichst zahlreich sein, dafür aber kurz und fein, Denn ausschliesslich in den feinsten Wurzelspitzen findet Nahrungsaufnahme und somit Wachstum statt. Eine feine Verzweigung erreichen wir nur durch regelmässiges umtopfen und damit verbundenem Rückschnitt.

Oberflächenwurzeln:

Diese sollten möglichst gleichmässig, strahlenförmig um den Stamm verteilt sein, zuerst horizontal oder leicht schräg und dann im Substrat verschwinden. Es zahlt sich aus der Arbeit an den Wurzeln von Anfang an grosse Aufmerksamkeit zu schenken, da gut entwickelte Wurzeln ein entscheidendes Merkmal für einen guten Baum sind. Wurzeln die direkt unter dem Stamm nach unten wachsen, werden rigoros entfernt. Ebenso alle wurzeln die über kreuzt sind, zu hoch oder zu tief ansetzen oder sonstwie nicht ins Bild passen.

Der Stamm:

Der Stamm sollte attypisch und der Gestaltungsform entsprechend geformt sein. Auch die Gesamtlänge des Stamms sollte richtig gewählt werden, damit er nicht zu dick oder zu dünn erscheint. Bei einem Laubbaum gibt es reichlich Methoden um die Dicke, Länge oder Form zu beeinflussen.

Die Äste:

Die untersten Äste sollten die dicksten sein und je weiter wir nach oben gehen werden die Äste immer dünner. Die anzahl kann je nach Baumart und Gestaltung extrem variiren. Ebenso deren Position. Alledings sollte bei der gestaltung darauf geachtet werden, dass auf einem geraden Stamm keine Äste mit extremen Windungen vorhanden sind, oder umgekehrt.

Die Zweige:

Für die Zweige gilt das selbe wie für die Äste, nur im kleineren Massstab.

Beim Laub kann man gestalterisch ebenfalls Einfluss nehmen. Die Grösse kann durch die Gestaltung generell beeinflusst werden (je feiner die zweige und je mehrt laub, desto kleiner die Blätter) Blattschnitt ist ebenfalls eine Möglichkeit um kleinere Blätter zu erhalten. Die Farbe kann durch Beschattung oder durch Besonnung beeinflusst werden.Der Zeitpunkt des Laubwachstums kann durch Licht, Wärme, Kälte und Dunkelheit beeinflusst werden.

ACHTUNG: Bei der Behandlung von "Laub" (auch bei Koniferen spricht man von Laub) gibt es deutliche Unterschiede zwischen Laub und Nadeln. Die gemachten Angaben gelten für das was wir allgemein als Laubbaum kennen.


Beispiele über die Entwicklung und dem Einfluss der Gestalltung auf das spätere Erscheinungsbild.


Versuche nicht deinen Baum wie ein Bonsai aussehen zu lassen.

Versuche deinen Bonsai wie einen Baum aussehen zu lassen.



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